Sticken und Sticktechniken

Weißstickerei

Altardecke (14.Jhd. / Kloster Altenberg)
Hungertuch (13. - 14. Jhd. / Lüneburg-Lüne)

Weißstickerei, auch Opus Teutonicum genannt, (weißes Garn auf weißem Grund) gibt es nachweislich schon seit dem Hochmittelalter mit der ersten Hochblüte im 13. Jhd. Es wurden zu dieser Zeit vor allem Altartücher und andere sakrale Textilien bestickt, wovon einige Stücke erhalten sind.

Weißstickerei fand schnell ihren Weg in den Alltag und so wurden Tisch- und Bettwäsche, aber auch Unterkleider, Schürzen und später sichtbare Kleidungsstücke weiß bestickt.



Weißstickerei - Arten

Langettenstickerei

Beschreibung aus "Illustrierte historische Handarbeitstechniken" (1920)
Beschreibung aus "Illustrierte historische Handarbeitstechniken" (1920)

Der Langettenstich, auch Feston, Schlingstich oder modern Knopflochstich genannt, dient zur Randbefestigung. Er wird über 2 parallel zueinander liegenden Linien oder über spitz zulaufende Bogen gestickt. Die Bogen werden mit Vorstichen nachgezogen, mit Vorstichen oder Kettenstich ausgefüllt (unterlegt) und mit Langettenstich dicht überstickt. Der Langettenstich wird stets von links nach rechts gearbeitet. Bei schmalen Rändern genügt es, nur über die Musterlinien oder über zwei mitlaufende Fäden zu sticken. Breite Bogenränder werden mit Hexenstich unterlegt. Nach dem Sticken wird der Stoff dicht an den Knötchen der Langette abgeschnitten.

Lochstickerei (Madeira)

Madeira-Detail aus Verona (Don Mazza Museum)
Beschreibung aus "Illustrierte historische Handarbeitstechniken" (1920)

Beschäftigt sich vor allem mit der Einfassung von kleinen Löchern. Hier wird zunächst die Umrandung gestickt, dann das Loch geschnitten oder gestochen und dann der Rand komplett noch einmal eingefasst.

Richelieustickerei

Beschreibung aus "Illustrierte historische Handarbeitstechniken" (1920)

Bei der Richelieustickerei werden zunächst Muster und sogenannte Stege auf den weißen Untergrund gestickt und mehrfach hinterlegt. Im Anschluss wird lagnettiert (siehe Lagnettenstickerei). Erst wenn das komplette Muster fertig und lagnettiert ist, wird der Stoff dazwischen weggeschnitten.

Durchbruchstickerei (zB Hardanger)

Beschreibung aus "Illustrierte historische Handarbeitstechniken" (1920)
Sichern der Ränder durch Langettieren
Beschreibung aus "Illustrierte historische Handarbeitstechniken" (1920)
Geteilte Stäbchen - Hardanger

Hardanger-Stickerei gehört zu den Durchbruchstickereien und, wenn in Weiß ausgeführt, auch zu den Weißstickereien.

Die Durchbruchstickerei stammt ursprünglich aus dem Mittleren Osten (die ersten Durchbruchstickereien entstanden in Persien im 7. Jhd.) und verbreitete sich von dort aus über Europa. Vor allem in der Renaissance ist natürlich Italien als Land der Stickerei und Spitze zu nennen, aber auch andere Länder und Regionen konnten gewisse Techniken und Produkte für sich beanspruchen.

So wanderte die Durchbruchstickerei mit internationalen Händlern nach Norden und fand unter anderem in Norwegen, in dieser Zeit (17. bis 19. Jhd.) ein angesehener Produzent von Wolle und Flachs, starkes Interesse. In der Region Hardanger-Fjord wurde die schon in Italien angewandte Form der Stickerei aufgegriffen und verfeinert. Bald schon fand sich die typische Lochstickerei auf den traditionellen Kleidungsstücken der Region wieder und wird seit damals damit verbunden.

Später erhielt sie dann sogar den Namen – Hardanger-Stickerei. Ähnliche Techniken finden sich aber auch in der traditionellen Stickerei anderer europäischer Regionen.