Färbetage 2016

Rückblick 2015

Letztes Jahr haben wir uns das erste Mal aktiv mit Pflanzenfärbung beschäftigt. Trotz eher wenig Vorbereitung und Recherche haben wir damals sehr schöne Ergebnisse erhalten, vieles gelernt und vor allem, viel Spaß gehabt.

Den ausführlichen Artikel zu den Färbetagen 2015 gibt es hier.



der neue Plan

Motiviert von schönen Ergebnissen haben wir in den letzten Monaten mehr recherchiert und Pläne geschmiedet.

Die Zwiebelfärbung von letztem Jahr hat so schönes Garn ergeben, dass vor allem ich mehr davon wollte. Auf eine weitere Lieblingsfarbe hatten wir uns auch schnell geeinigt - Krapprot. Und einen weiteren Versuch sollte es noch geben - Goldrutengelb.

Außerdem hat Christa von Via Nostra Eisenwasser angesetzt, das wir zur Goldrutenfärbung beimischen wollten um zu sehen, was hier das Ergebnis ist.



Exkurs Pflanzenfarben - Krapp und Goldrute

Färberkrapp
Bildquelle: Wikipedia
Goldrute
Bildquelle: Wikipedia

Färberkrapp

Krapp oder auch Färberkrapp und Färberraute ist eine seit der Antike genutzte Färbepflanze, die vor allem im östlichen Mittelmeerraum und Asien beheimatet ist. Im Mittelalter wurde die Wurzel jedoch auch professionell in der Umgebung von Städten angebaut und so in Zentraleuropa verbreitet. Es gehörte immer schon zu den preisgünstigeren Mitteln um Rot zu Färben und war dementsprechend beliebt.

Gefärbt wird mit der getrockneten und zerkleinerten Wurzel. Das Färbergebnis wird dann je nach Beize, Wasserqualität und Zusatzstoffen von Orange über Ziegelrot bis Rosa. Bei einer Alaun-Beize (wie auch wir verwendet haben), ist mit einem Ziegelrot zu rechnen.

Goldrute

Die Goldrute ist eine eigentlich in Nordamerika und Asien beheimatete Pflanze. Ob diese im Hochmittelalter und bei uns wirklich verwerndet wurde, ist fraglich. Wenn, dann war die Farbe teuer, da sie aus Asien importiert werden musste.
Gefärbt wird auch hier mit der getrockneten und zerkleinerten Wurzel. Mit einer Alaun-Beize ist mit einem strahlenden Gelb zu rechnen.



Beizen und Färben

Beizen

Auf den Vorgang des Beizens werde ich dieses mal nicht näher eingehen, denn eine genaue Beschreibung ist schon im Bericht des Vorjahres zu finden. Es wurde auch wieder nach exakt derselben Methode gebeizt.

Diesmal haben wir uns versucht an: gewaschener Schafwolle; versponnenem Wollgarn; Etamine; Wollstoff; Seidenstoff;

Außerdem waren wir auch noch neugierig, welchen Unterschied es macht, wenn einzelne Materialien nicht vorgebeizt sind und haben unser Glück mit ungebeizter Skudde-Wolle und einem synthetischen Wollknäul versucht.

 

Färben

Begonnen haben wir mit der Krappfärbung. Dazu haben wir schon am Vortag die zerkleinerte Wurzel in Wasser eingelegt und quellen lassen. Über Nacht hat die Mixtur dann ihr erste Wirkung entfaltet und schon mal den Kübel schön hellrot gefärbt.

Es wurde nun zunächst die Brühe in ein Tuch abgeseiht und verschnürt, dann mit dem bereits roten Wassen in den roten Topf gefüllt, die Stoffe und Wolle zugegeben und alles eine Stunde über dem Feuer geköchelt. Es hat sich überraschend schnell eine superschöne rote Färbung eingestellt, wir waren also schon mal höchst erfreut über den ersten Versuch.
Da wir bei unserer Recherche öfter gelesen haben, dass das Färbegut in der Farbmischung erkalten oder zumindest auskühlen soll, haben wir alles wieder in den Kübel retour geschüttet, auch das Färbegut in seinem Tuch dazu gestopft und den Kübel den ganzen Nachmittag so stehen lassen.

Färbung Nummer 2 war die zweite Neuheit, die Goldrute. Hier war der Ablauf fast gleich, nur, dass die Goldruten-Mischung zunächst alleine aufgekocht wurde und die Stoffe und Wolle erst nach einer Stunde Kochzeit mit in den Topf geschmissen wurden.
Nach Ende dieser Kochzeit haben wir einen Teil des Färbeguts, nun strahelnd Gelb, aus dem Topf genommen und, weil das im letzten Jahr schon sehr gut funktioniert hat, in Essigwasser geschwemmt.
Die zweite Hälfte der Stoffe haben wir im Topf belassen und uns an ein nächstes Experiment gewagt, das Zugeben von Eisenwasser.
Christa von Via Nostra hat dazu schon Wochen zuvor kleine Nägel in Wasser eingelegt um Eisenwasser zu erzeugen. Die gruselig-stinkende Mischung haben wir dann langsam mit in den Topf gerührt und gerührt, gerührt, gerührt. (Danke hier an Laura, für deinen Einsatz!)

Aber, der Einsatz hat sich auch mehr als gelohnt, denn nach ziemlich genau der erwarteten viertel Stunde war von dem leuchtenden Gelb nicht mehr viel übrig, Endergebnis war ein schönes, sattes Grün.
Auch hier wurde alles in Essigwasser gewschwemmt und zum Trocknen aufgehängt.

Die dritte Färbung war eine Wiederholung vom letzten Jahr, die Zwiebelschalen-Färbung. Der Ablauf war auch derselbe wie letztes Jahr, deshalb werde ich darauf nicht mehr näher eingehen.



Krapp, Goldrute, Naturfärbung
Über nacht angesetztes Krapp und Goldrute
Krapp färbt auch kalt
Färbeflotte wird erhitzt
nach einer halben Stunde Kochzeit
nach einer halben Stunde Kochzeit
Die Flotte wird aufgekocht
strahlendes Gelb
rühren, rühren, rühren...



Unser Fazit

Das Fazit dieses Färbewochenendes lautet: Herumexperimentieren macht süchtig!

UND Es war wieder einmal ein gelungenes Wochenende mit produktivem Ergebnis.

Die Ergebnisse waren:

  • ein wunderschönes Krapp-Rot, von dem es sicher noch mehr geben wird
  • ein strahlendes Gelb, das uns alle wegen seiner Intensität sehr überrascht hat (GANZ im GEGENSATZ zum ausgewaschenen, fahlem Gelb, welches unter anderem vom ältesten Gewerbe getragen wurde)
  • zwei sich sehr ähnliche Grüntöne

Dazu lautet meine Meinung, dass sich die Goldrauten-Eisenwasser-Grün-Färbung nur dann auszahlt, wenn man ohnehin schon Gelb färbt. Beides extra anrühren scheint mir etwas viel Aufwand für fast denselben Farbton wie bei Zwiebelschalen. Und uns persönlich gefällt das Zwiebel-Grün besser.

 

 

Goldrute und Goldrute-Eisenwasser
Krapp
Goldrute
 
 



weitere Pläne

Wie könnte es auch anderes sein - es gibt schon wieder neue Pläne.

Für die nächsten Färbetage werden wir einen noch größeren Topf besorgen und uns ans Färben von großen Stoffstücken und Mehrfachfärbungen versuchen. Mehrfachfärbung aber vor allem mit derselben Farbe, um die Farbintensität der Einzelstücke zu intensivieren.

Außerdem werden wir dann auch eine Kaltfärbung versuchen und einzelne Stücke über längeren Zeitraum in der Färber-Flotte lassen.

Auch das Eisenwasser hat super funktioniert und vermutlich wird es auch hier weitere kleine Experimente geben.

Und vielleicht ist es endlich ander Zeit, auch mal "Blau zu machen".