Färbetage 2015

Beschäftigt man sich mit der Gewinnung von Fasern und der Produktion von Kleidung für die Mittelalterdarstellung, stößt man früher oder später auf das Thema Färben mit Naturfarben. Nach einiger Recherche haben wir beschlossen, uns ebenfalls mit diesem Thema zu befassen und einen Selbstversuch zu starten.

Vorneweg sei gesagt, Ziel dieses Versuchs war es immer nur, zu testen, welche Ergebnisse man mit welchen Zutaten erhält, welche Farben uns gefallen und nicht, möglichst viel verwendbares Material einzufärben.

Es wurde also zunächst fleißig weiter recherchiert und eingekauft und, nachdem jeder Versuch in Gesellschaft anderer neugieriger Handwerker noch mehr Spaß macht, ein paar liebe Freunde eingeladen, um gemeinsam "Wollsuppe" zu köcheln.

An dieser Stelle möchte ich auch noch einen herzlichen Dank an Christa von Via Nostra und Christine von Draconis Cognatio aussprechen, die zum Gelingen dieses schönen Wochenendes beigetragen, uns beim Waschen, Beizen, Färben und Warten Gesellschaft geleistet und uns die ganzen beiden Tage tatkräftig unterstützt haben!!

Der Plan

Wir haben uns zunächst entschieden, mit Beize zu arbeiten und, da von allen anderen Färbern empfohlen, diesmal mit Kali-Alaun. (Vermutlich werden wir demnächst auch einen Versuch mit Essigsaurer Tonerde starten, aber dazu mehr, wenn es soweit ist.)

Geplant haben wir außerdem je einen Färbedurchgang mit roter Zwiebel, mit roten Rüben (roter Bete) und mit rotem Henna. Eine ungefähre Ahnung zum Ausgang hatten wir hier nur bei den roten Zwiebeln, da diese Färbung von mehreren Bloggern online gestellt wurde. Die beiden anderen Färbungen sollten Überraschungen werden. (Wurden sie auch!)

Der Beiztag

Am ersten Tag haben wir unser Material gebeizt. Dazu wurden mehrere verschiedene Stoffe und auch Wollstränge sowie Kammzüge ausgesucht, die wir später färben wollten, unter anderem: Kammzüge aus Schafwolle, dicker Wollstoff, gesponnene Wolle, ein sehr dünner Leinenstoff, Etamine, Seide und ein ungebleichter Leinenstoff.

Stoffe und Wolle wurde zu allererst trocken gewogen und dann in Wasser eingeweicht. Insgesamt hatten wir 3kg Material, für das wir laut Verarbeitungsempfehlung 500mg Alaun in einem großen Topf mit ca. 20l Wasser angerührt und dann erhitzt haben. Nach einem ersten Aufwallen kam das Material mit in den Topf.

Den restlichen Tag, insgesamt 7 Stunden, haben wir damit zugebracht, den Topf samt Feuer zu bewachen und letzteres immer zu füttern, um eine stetige Hitze zu haben.  Zu später Stunde haben wir alles abkühlen lassen und die Stoffe über Nacht zum Trocknen aufgehängt.

Natürlich haben wir nicht nur in den Topf gestarrt, sondern nebenbei noch brav gearbeitet. Unter anderem haben wir eine weitere Ladung Rohwolle gewaschen, diesmal war der Max (ein echtes Steirer-Schaf oder zumindest sein frisch geschorenes Vlies, das Christine mit hatte) dran.

ACHTUNG! Bei der Arbeit mit Alaun immer Handschuhe tragen! Wenn nicht im Freien gearbeitet werden kann, sollte man auf jeden Fall gut lüften und ggf. auch einen Mundschutz tragen.
INFO - Alaun ist online bestellbar, man kann es aber auch über alle Apotheken beziehen. Nachdem der Preis sehr stark variiert, ist es vernünftig zu vergleichen.
Beizen und Färben muss man übrigens nicht in zeitlich kurzem Abstand. Das gebeizte Material kann auch gelagert und erst bei Bedarf verwendet werden.

Der Färbetag

Der zweite Tag unserer Versuchsreihe war dann der eigentliche Färbetag. Sehr motiviert davon, dass das Beizen am Vortag so problemlos funktioniert hat, haben wir auch gleich mit der ersten Färbung gestartet - den roten Zwiebelschalen.

Zunächst wurden die nun trockenen Gewebe wieder kurz angefeuchtet und dann, immer abwechselnd mit den Zwiebelschalen, in einen großen Topf geschichtet. Bis alles völlig von Wasser bedeckt war, haben wir nach und nach Wasser aufgefüllt und das Färbegut immer wieder untergetaucht - danach ging es wieder ans Feuermachen.

Zu unser aller Überraschung hat sich im Topf sehr schnell "was getan" und schon nach mehreren Minuten war der Sud eindeutig grün. Keiner von uns hat mit einem so schnellen Ergebnis gerechnet, aber spätestens nach einer halben Stunde konnten wir alle mit Sicherheit sagen: "Das scheint zu funktionieren!" Nach einer Stunde Kochzeit wurde der Topf vom Feuer genommen und nach dem Auskühlen die einzelnen, nun eindeutig grünen Stücke zuerst in Essig und dann in kaltem Wasser ausgeschwemmt, um die Farbe zu fixieren und die letzten Rückstände auszuwaschen.



Für einen ersten Färbeversuch kann man sagen, dass eigentlich auf allen Stücken ein sehr schönes Grün aufgetaucht ist, außer, wie aber zu erwarten war, am Leinen. Leider sind die Tücher an ein paar Stellen zu dicht aneinander gelegen und so haben wir teilweise einen sichtbaren Batik-Effekt.

Ideen zur Lösung des Problems:

  1. Mehr rühren!
  2. Unterschiedliche Stoffe und Fasern nicht miteinander in einem Topf färben!

Dadurch, dass wir diesmal einen Kammzug mit im Topf hatten, konnten wir nicht so viel rühren, da wir ihn nicht verfilzen lassen wollten.

Wir haben also schon mal was gelernt.

Nachdem das erste Ergebnis doch sehr gut ausgefallen ist, gleich weiter zum zweiten.
Bestandteile hier: dieselben Gewebesorten für den direkten Vergleich und 1,5kg rote Rüben, geschält und vorgekocht. Im Nachhinein kann ich sagen, der Versuch war außer lehrreich, nur sinnlos. Rote Rüben machen super Flecken auf Kleidung, färben aber nicht, wenn man färben möchte, auch nicht nach einer Stunde Kochzeit. Das erwartete Hellrosa hat sich in äußerst blasser Form eingestellt. Wenn man den Stoff aus dem Topf gehoben hat, konnte man der Farbe richtig beim "Ausrinnen" zusehen. Ob es jetzt an den roten Rüben an sich gelegen hat oder daran, dass sie schon vorgekocht waren, wissen wir nicht. Man kann aber sagen, ein voller Fehlschlag. Diese Färbung wird nicht wiederholt.



Ein bisschen Spontanität gehört zum Testtag dazu und so haben wir beschlossen, dass wir die aufgeheizte Brühe nicht verschwenden wollen, sondern sie einfach umwandeln. Die Rüben wurden also aus der rosa Suppe gefischt und stattdessen durch Walnüsse und Walnussblätter ersetzt. Ein weiteres Aufkochen und wieder eine halbe Stunde später hatte der Stoff endlich Farbe, ein schönes Nuss-Ocker. Auch diesmal wurde alles in Essig und Wasser gespült und dann zum Trocknen aufgehängt.

Nachdem diese Färbung super funktioniert, werden wir sie auf jeden Fall wiederholen. Vermutlich würde die Farbe durch das Voransetzen der Nüsse - mindestens 24 Stunden vorher - noch dunkler werden, das werden wir ein anderes Mal versuchen, aber für einen Spontan-Versuch wurde die Farbgebung wirklich schön und auch intensiv genug, um als Färbeerfolg durchzugehen.



Den letzten Färbeversuch haben wir auf gut Glück gestartet und waren daher auf das Ergebnis mehr als gespannt. Ich selber färbe meine Haare seit etwa einem Jahr mit rotem Henna und habe beschlossen, dass ich exakt dieses Produkt auch einmal auf Wolle testen möchte. Es handelt sich dabei um getrocknetes Henna-Pulver, das man mit Wasser anrühren muss.

Wir haben also das Henna im Topf aufgekocht und dann wieder Stoffe und Kammzüge dazugegeben. Henna reagiert auf Hitze, also wurde wieder aufgekocht, diesmal eine Stunde, anschließend wurde abgekühlt und geschwemmt. Da Henna mit Essig reagiert und die Farbe, zumindest bei den Haaren, ändert, haben wir diesen beim Schwemmdurchgang weggelassen und nur mit Wasser gespült.

Das Ergebnis - naja.

Ich muss dazu sagen, wir haben alle ein Rot oder zumindest ein Kupfer erwartet, auf den Fasern hatten wir jedoch ein eigenartiges Grün. Der Kammzug ist zusätzlich voll mit Henna-Pulver und schaut aus wie, nun ja, ein Schaf rund ums Hinterteil nach zu viel frischem Gras.

Aus den Stoffen haben sich die Rückstände gut ausschwemmen lassen, der Kammzug wird in den nächsten Tagen noch mehrfach gereinigt werden müssen.



Unser Fazit

Nach dem Trocknen gefällt uns das Zwiebel-Grün am besten, diese Färbung werden wir sicher wiederholen.

Walnuss ergibt, je nach Ansatzzeit, ein helles bis mittleres Braun, auch das wurde eine sehr schöne Färbung.

Rote Rüben schmecken lecker und werden deshalb in Zukunft lieber gegessen als zum Färben verwendet.

Henna ist eine große Umsauerei für ein mittelmäßiges Ergebnis. Die Nachbehandlung ist dann auch zu zeitintensiv - wird also nicht wiederholt.

INFO: Henna an sich war außerdem im 13.Jhd. in Europa noch kein großes Thema. Eine ähnliche Pflanze mit damals demselben Namen, der Schminkwurz, wurde jedoch seit der Antike zur Farbgewinnung verwendet. Sollten wir Zugang dazu bekommen, kann ich mir gut vorstellen, einen Versuch zu starten.



Weitere Pläne

Alle Kammzüge sind nach dem Färben und Trocknen sehr strohig und lassen sich nur schwer, ohne bleibenden Schaden zu hinterlassen, kämmen. Christa von Via Nostra hat schon einen Versuch mit Rückfettung gestartet. Wir vermuten alle, dass das nötig sein wird und werden auch hier verschiedene Methoden testen, um die beste Variante herauszufinden.

Wir werden auf jeden Fall einen weiteren Färbetag veranstalten, um noch weitere "Farben" zu testen. Bis dahin werden rote Zwiebelschalen gesammelt.